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Teamtraining: Mein emotionalster Moment

Teamtraining: Mein emotionalster Moment



Heute möchte ich den besten und gleichzeitig emotionalsten Gänsehaut-Momente meiner Trainerinnen-Karriere mit dir teilen.

Der Impuls für diesen Artikel kommt von Julia Georgie, die eine Blogparade zum Thema veranstaltet hat. Eine super tolle Idee liebe Julia, ganz herzlichen Dank dafür.

Was wären wir ohne unsere Emotionen? Diese Frage stellt Julia in ihrer Einleitung und genau das möchte ich auch aufgreifen.

Emotionen sind für mich der Zuckerguss des Lebens. Sie prägen unser Handeln, unsere Reaktionen und somit den direkten Tagesablauf. Haben wir positive Emotionen, gehen uns die Aufgaben leicht von der Hand. Die Gespräche laufen gut und es gibt tolle Rückmeldungen. Die Stimmung passt und die Ideen purzeln nur so aus uns heraus.

Das ganze funktioniert aber natürlich auch in umgekehrter Richtung. Plötzlich sind wir gehemmt, suchen nach den richtigen Worten, der Kopf ist leergefegt und alles ist besser als die momentane Situation. Es geht immer um Emotionen und Beziehung.

Emotionen sind der Kern meiner Arbeit. Daher freue ich mich sehr, meine Erlebnisse und Erkenntnisse dazu mit dir zu teilen.


Ein besonderes Team

Teamtrainings sind immer etwas ganz Besonderes. Das fängt schon im Vorgespräch an. Die Situationen, für die ein Teamtraining gebucht wird, sind genauso unterschiedlich wie die Menschen darin. Diejenigen, die den Auftrag vergeben, sind nahe am Team dran, haben einen guten Einblick und wissen im besten Fall um die Sorgen und Bedürfnisse der Teammitglieder. Manchmal ist das eben aber auch nicht so. Aus diesem Grund bin ich bei der Auftragsklärung sehr sorgfältig. Denn am Ende soll der Input den Teilnehmer:innen dienen, sie weiterbringen und emotional für den Alltag stärken.

Wenn sie sich begeistert über das Seminar, das Training oder die Schulung äußern, ist das Geld des Auftraggebers gut angelegt. Genau das ist mein inneres Ziel für jedes Team, mit dem ich arbeite.

Auch in diesem folgenden Fall begann es mit der Auftragsklärung. Dazu habe ich meine Analyse gemacht, nachgefragt und ein individuelles Angebot entworfen. Außerdem habe ich meine liebe Kollegin Martina Korneisen mit ins Boot geholt. Gewünscht war, dass die Teilnehmer:innen in den fünf Tagen „Auftanken und zu neuer Energie finden!“.

Die Teilnehmer:innen sind täglich mit schwerstkranken und sterbenden Menschen konfrontiert. Das ist ein wirklich ganz besondere Aufgaben, die emotional sehr herausfordernd ist.
Täglich mit der eigenen Endlichkeit konfrontiert zu werden, hat natürlich viele Aspekte. Diese können durchaus sehr positiv sein. Dankbarkeit und Achtsamkeit für den Augenblick sind nur zwei Beispiele, die dadurch mehr ins Bewusstsein rücken können.

Aber auch Angst vor der eigenen Gebrechlichkeit, Krankheiten und so manche Gefühlsschwankungen können Themen sein.

Hinzu kommt, dass Teams aus Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen, eigenen Bedenken und Prägungen bestehen. Zum Beispiel kam eine der Teilnehmerinnen mit einer massiven Gehbehinderung und im Rollstuhl zum Seminar.
Ein wirklich spannender Mix mit vielen Unbekannten.
Die Leiterin hatte genau das im Blick. In diesem Seminar sollte es um die Teilnehmer:innen gehen. Sie sollten unterstützt werden und Raum für die eigenen Belange bekommen.


Die Herausforderung für mich als Trainerin

Genau solche Herausforderungen liebe ich! Also habe ich angefangen, zu überlegen, welche meiner Übungen denn am besten geeignet sind, um das Team zu einem wirklich positiven Erlebnis zu führen.

Der Einstieg war die große Herausforderung. Wir wollten einen Rahmen zur Verfügung stellen, der es ermöglicht, den Raum mit positiven Emotionen zu füllen. Doch als Erstes fiel eine Flasche um. Das Wasser verteilte sich malerisch auf dem Fußboden, die Konzentration war erst mal hinüber. Boden wischen war angesagt und die Teilnehmer:innen waren überaus eifrig dabei. Sie wuselten durcheinander, hatten nur noch Augen und Ohren für die Beseitigung des Wasserschadens.
Ein Lappen wurde gesucht und keiner gefunden. Dann kam die zündende Idee: Die Rolle Klopapier sollte es richten. Das hat dann auch so einigermaßen funktioniert.

Mir fiel nur noch der Spruch ein:
„Jetzt hat das Seminar richtig begonnen! Ich bin ja der Ansicht, dass es erst richtig losgeht, wenn die erste Tasse Wasser oder Kaffee verschüttet ist!“
Die Teilnehmer:innen haben sich gekringelt vor Lachen und wir hatten ab diesem Zeitpunkt einen Seminarspruch.

Das Eis war gebrochen und die Grundlage gelegt für noch mehr positive Emotionen 🙂

Rolle Toilettenpapier und verschüttets Wasserglas

Großes Kino: Die ganz großen Emotionen

Selbstverständlich gab es in diesen fünf Tagen nicht nur Höhenflüge. Klar, kamen zu bestimmten Themen kritische Nachfragen, aber immer wieder haben wir zurückgefunden zu unserer lockern Stimmung.

Das Beste kam zum Schluss. Es ging um die Themen Ziele und Zielerreichung im Team. Eigentlich ein Standardthema. Die ganzen Tage hatten wir auf diese Übung hin gearbeitet und nun war es so weit. Die Herausforderung war es, die Übung mit und für alle Teilnehmer:innen durchzuführen.
Damit sie funktioniert, muss nämlich jede:r Teilnehmer:in durch den Raum, auf sein Ziel zugehen.
Der Rest der Gruppe bildet ein Spalier.

Diejenigen, die das Spalier bilden, haben die Aufgabe, die Person, die geht, zu unterstützen. Sie sprechen ihr die positiven Werte und Gefühle zu, die für die Person wichtig sind.

Eine wunderbare Übung, die einen ganz eigene Dynamik entwickeln kann. Was sie in diesem Falle auch wirklich getan hat.

Unsere große Frage war: Was wird die Rollstuhlfahrerin machen? Wie wird sie mit der Situation umgehen? Es war klar, dass sie eine Gehbehinderung hat, also keine Querschnittslähmung, aber trotzdem natürlich eine große Einschränkung beim Gehen vorhanden ist.

Zunächst dachten wir, dass sie mit Hilfe durch die Reihe gehen würde. Aber sie hatte ihre Krücken dabei, stellte sich damit an den Start und wollte alleine gehen. Nun legte die Gruppe los mit positiven Zurufen, ja es waren wirklich Zurufe. Die Stimmung steigerte sich noch mehr, es war unglaublich. Die Unterstützung und der Zusammenhalt waren greifbar. Und die Wirkung zeigte sich sofort.

Die Teilnehmerin schaffte den ganzen Weg mit ihren Krücken alleine und völlig selbständig. Das strahlende Gesicht werde ich wohl nie vergessen.

Mittlerweile waren die positiven Emotionen so dicht und greifbar. Am Ende hatten wir alle Tränen in den Augen. Was für ein wunderbares Erlebnis und was für ein wunderbares Geschenk, das wir uns gegenseitig gemacht haben.

Dieses Erlebnis liegt nun schon einige Jahre zurück, der emotionale Eindruck begleitet mich jedoch immer noch.
Das Wissen, was ein Team erreichen kann, wenn es sich gegenseitig unterstützt, ist großartig!
Dafür bin ich so dankbar
❤️



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