Manifestieren wird oft als das Non plus ultra gefeiert, als eine Co-Kreation zwischen dem Universum und mir, dem Menschen, der manifestiert. Das Wundermitte, um Ziele zu erreichen.
Doch ist Manifestieren wirklich so neu, so anders, so exklusiv? Eine geheime Zauberformel?
Oder vielleicht eher ein Überbegriff für erprobte und erfolgreiche Strategien die in verschiedenen psychologischen Tools, Coaching- und Therapie Settings schon lange zu finden sind?
Im heutigen Artikel zeige ich dir meine Sicht auf die Dinge, was zum Manifestieren alles dazu gehört und wieso es meiner Meinung nach unbedingt eine Sicht von außen benötigt, die dich beim Prozess begleitet.
Manifestieren per Definition
Schaut man zunächst genau auf die Definitionen und angebotenen Methoden, sieht man, dass es sich um bekannte Techniken handelt, wie sie beispielsweise in der Ausbildung zum systemischen Coach gelernt werden.
Zunächst einmal habe ich mir angeschaut, was Wikipedia zu dem Thema sagt, um einen neutralen Blick zu diesem Begriff zu bekommen:
„Manifesten bedeutet „sich oder etwas offenbaren“, „sich zu erkennen geben“ oder „sichtbar werden“machen“. Analog zur ursprünglichen, lateinischen Bedeutung kann es auch als Synonym für „deutlich machen“ oder „etwas zum Ausdruck bringen“ gebraucht werden.
Der Begriff leitet sich von dem lateinischen Verb manifestier ab, was wörtlich übersetzt etwa „zeigen“ oder „deutlich machen“ bedeutet.“
Manifestieren – ein Tool, um Ziele zu erreichen
Und damit ist es ja auf den ersten Blick auch ein sehr wichtiges Tool. Nur ist es wirklich so besonders und exklusiv, wie es gemacht wird?
Auf den einschlägigen Internetseiten kann man jedenfalls das Gefühl bekommen, es sei so. Manifestieren wird beschrieben als eine spirituelle Methode oder sogar eine Co-Kreation zwischen dem Universum und mir. Es scheint also etwas ganz einzigartiges zu sein und nur denen zugänglich, die sich der Botschaft wirklich öffnen. Eine Zauberformel, um die eigenen Ziele zu erreichen.
Doch schaut man genau hin und prüft die Definitionen sowie angebotenen Methoden, sind es bekannte Techniken, welche sich in etablierten Coachingmethoden, wie etwa dem systemischen Coaching, in jahrelanger Ausbildung gelehrt werden.
Die einzelnen Elemente werden dabei oft in wochenlangen Seminaren gelehrt und trainiert. Manchmal haben sie sich als eigene Fachrichtungen in der Psychologie entwickelt, wie etwa das Achtsamkeitstraining.
Zum Manifestieren und dem Erreichen von Zielen gehören wiederum auch verschiedene Elemente:
1. Ziele setzen
Mit dem Setzen von Zielen, richten wir uns auf einen Punkt aus.
Unsere gesamte Konzentration gehört diesem Ziel.
Zielarbeit ist die Grundlage, um Wünsche und Träume in die Realität umzusetzen.
2. Visualisieren
Nachdem wir uns realistische Ziele gesetzt haben, können wir diese visualisieren. Und zwar so, dass das Ziel für uns so greifbar erscheint, dass auf allen fünf Sinneskanälen eine Wahrnehmung vorhanden ist.
Visualisieren ist beispielsweise ein ganz klassisches Vorgehen beim NLP. Gerne teile ich ein Beispiel, welches ich gerne mit meinen Teilnehmern in Workshops durchführe. Dazu fordere ich sie auf, sich eine wunderbar reife, gelbe Zitrone vorzustellen und:
- Sie sich die gelbe Farbe ganz genau anzuschauen, den Duft wahrzunehmen.
- Dann die Zitrone auf einer Unterlage durchzuschneiden.
- Wahrnehmen, wie der Saft aus den einzelnen angeschnittenen Zellen läuft.
- Eine Scheibe davon in den Mund zu nehmen.
- Sich vorzustellen, wie der saure Saft sich in der Mundhöhle verteilt.
Bei den meisten Menschen stellt sich bei dieser Übung ein natürlicher Speichelfluss ein. In diesem Fall spricht man in NLP-Kreisen von einer ganzheitlichen Erinnerung.
Also eine Erinnerung, die auf allen Sinneskanälen vorstellbar und wahrnehmbar ist. Eine Erinnerung, die so konkret definiert ist, als hätte sie sich bereits erfüllt.
Das zeigt, dass unser Unterbewusstsein nicht unterscheidet, ob die Erinnerung real oder nur konstruiert ist. Es reagiert, als würden wir tatsächlich eine Zitrone verspeisen.
Diese Technik kann man sich also auch beim Thema Ziele zu nutzen machen.
3.Visionboard
Eine weitere Unterstützung, um Ziele ganzheitlich zu erfassen, ist die Arbeit mit einem Visionboard. Es kann dabei helfen, unsere Ziele aus der gedanklichen in die reale Welt zu holen. So haben wir eine Motivation um die Ziele auch wirklich zu erreichen.
Visualisierung ist auch eine Methode, welche auch im Spitzensport regelmäßig verwendet wird. Dazu gibt es Studien von Lejeune mit Tischtennis- Anfängern, welche belegen, wie wichtig es ist, gut zu visualisieren, um wirklich erfolgreich werden zu können. Es gibt im Mentaltraining im Sport folgende Aussage: „Jede Vorstellung einer Bewegung bewirkt eine Reaktion im dazugehörigen Muskel.“ Das wird auch als sogenannter Carpenter- Effekt bezeichnet.
Daher könnte man auch das Mentaltraining im Sport als Teil des Manifestierens sehen, jedenfalls im Bereich der Visualisierung.
Die doppelte Bedeutung eines Wortes!
Für alle die im Osten Deutschlands aufgewachsen sind, kann das Wort manifestiern eine negative Assoziation hervorrufe. Im Staatsbürgerkunde-Unterricht war das Buch „Manifest“ von Karl Marx ein wichtiger Teil.
Das Beispiel zeigt sehr schön, wie schnell wir Worten eine bestimmte Bedeutung beimessen, die in einem anderen Kontext eine völlig unterschiedlich Bedeutung haben.
3.Umgang mit dem inneren Team und den inneren Blockaden
Auch das innere Team sowie die inneren Blockaden sind vielleicht keine neuen Themen, dennoch aber ungeheuer wichtig. Für einen Lösungsansatz könnten wir uns mit dem Konzept von Schulz von Thun befassen.
Auch die Teile Arbeit nach Virginia Satir bietet eine wunderbare Möglichkeit, hinderliche Glaubenssätzen zu überwinden und sie stattdessen in positive Unterstützer zu wandeln.
Hier geht es etwa um den inneren Anteil, der häufig auftaucht, wenn es um Veränderungen geht. Wollen wir neue Wege einschlagen, melden sich gerne die Zweifel und es kommen Fragen auf wie: „Kann ich das?“, „Werde ich das schaffen?“, oder „Es geht sowieso schief“.
Zum Umgang mit inneren Blockaden gibt es viele weitere Methoden, mit denen meine Kunden beim Coaching genau diese überwinden können.
Eine, die besonders leicht und trotzdem sehr effektiv ist, möchte ich aber gerne erwähnen. Vor allem, da sie auch in der Selbstanwendung super funktioniert: Das EFT.
4.Neue neuronale Bahnen schaffen durch Wiederholung
Um neue positive Denkmuster oder Verhaltensweisen zu etablieren.
Stell dir mal vor: Du gehst über eine Wiese, über die noch niemand zuvor gegangen ist. Es gibt noch keinen Pfad oder Weg.
Du gehst zum ersten Mal über diese Wiese. Erst sind nur wenige Grashalme umgebogen. Doch je öfter du darüber gehst, um so breiter wird die Spur. Bis am Ende ein breiter Weg entsteht.
Genauso ist es mit den neuronalen Netzwerken in unserem Gehirn. Je öfter bestimmte Nervenzellen aktiviert und genutzt werden, desto mehr Verknüpfungen gibt es in diesem Bereich.
Diesen Vorgang bezeichnet man als neuronale Plastizität. Am Ende fällt das gewünschte Verhalten, leicht, da es automatisiert wurde. Durch Wiederholen, von positiven Gedanken oder die Konzentration auf die gesetzten Ziele kommt man diesem also automatisch näher. s. oben
5.Achtsamkeit, MBSR und Dankbarkeit
Auf der Seite des Verbandes der Achtsamkeitslehrenden habe ich diese wundere Beschreibung für MBSR gefunden: ;
Auf der Basis von MBSR haben sich weitere Therapieansätze, wie MBCT oder MBRP entwickelt. Sie haben die Schulung der Achtsamkeit zum Ziel, um Menschen mit Depressions- bzw. Suchterfahrungen zu helfen.
Zu diesen Ansätzen und Themen könnte ich ganze Bücher füllen. Auch in meinen Coachingangeboten nutze ich diese hochwirksamen Methoden.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Manifestieren aus diesen Elementen besteht:
- Zielearbeit
- Visualisierung
- Blockaden lösen
- Wiederholung
- Achtsamkeit
Werden alle diese Elemente durchlaufen – mit dem oben genannten Tiefgang – handelt es sich um einen längeren Prozess. Mit einem kurzfristigen „Du musst dann einfach mal richtig manifestieren“ ist es nicht getan. Um deine Ziele zu erreichen benötigt es also mehr Zeit.
Um die gewünschten Ergebnisse zu bekommen, braucht es je nach Thema die Sicht von außen oder das Wissen, wie der Prozess geführt werden kann, damit die Entwicklung weiter voranschreiten kann.
So wie ein Fahrschüler schon ein Auto von innen kennt und wissen kann, wo Gaspedal und Bremse sind, wird er mit diesem Wissen allein noch kein sicherer Autofahrer sein, sondern den Fahrlehrer benötigen, um alles relevante zu lernen.
Schreib mir gerne deine Meinung und deine Fragen zum Thema.
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