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Die unheilvolle Verbindung eines Alltags-Narzissten und einem Menschen mit dem inneren Antreiber: „Mach es recht“

Narzissmus und innerer Antreiber

In letzter Zeit kommt in meinen Seminaren immer wieder die Frage auf, worin der Unterschied zwischen Alltags-Narzissmus und pathologischem Narzissmus liegt. Ich werde häufig gefragt, wie man Alltags-Narzissmus erkennen kann. Ein Thema, für das die Sensibilität in der Gesellschaft glücklicherweise wächst.

Denn sobald mehr Wissen dazu vorhanden ist, entstehen Möglichkeiten, sich davon abzugrenzen und konstruktiv damit umzugehen. Daher möchte ich heute meine Gedanken zu dem Thema mit dir teilen und hoffentlich damit ein bisschen dazu beitragen, dass es mehr und mehr möglich wird, Beziehungen auf Augenhöhe zu leben. 

Im folgenden Artikel soll es darum gehen, Alltags-Narzissmus zu erkennen, damit umzugehen und sich aus toxischen Beziehungen lösen. Ganz besonders für all diejenigen, die einen starken Anteil des inneren Antreibers „Machs recht“ in sich haben.



Narzissmus: das psychische Krankheitsbild

Pathologischer Narzissmus ist sehr schwer zu diagnostizieren. Selbst in Fachkreisen wurde lange diskutiert, wie Narzissmus zu betrachten sei. Die Konzeption einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung wurde erst 1980 in das amerikanische Klassifikationssystem aufgenommen.
Aus diesem Grund möchte ich darauf hinweisen, dass mit einem schnellen Urteil Vorsicht geboten ist.
In diesem Artikel werde ich mich auf den Umgang mit Alltags-Narzissmus beschränken. Die Therapie mit dem Krankheitsbild der narzisstischen Persönlichkeitsstörung obliegt den Fachärztinnen.


Narzissmus: ICD10 und DSM IV

ICD 10 und DSM sind Standardwerke zur Klassifikation von psychischen Krankheiten.

ICD10: In der 10. Auflage des ICD 10, einem Klassifikationssystem der WHO, wird Narzissmus unter den Persönlichkeitsstörungen als Restkategorie aufgeführt.

Die DSM gibt folgende Kriterien für Narzissmus an:

  • Übermäßiges Selbstwertgefühl
  • Fantasien, grenzenlos erfolgreich zu sein
  • Der Anspruch einzigartig zu sein
  • Ein übergroßes Verlangen nach Bewunderung
  • Anspruchsdenken
  • Ausnutzen von Beziehungen für den eigenen Vorteil
  • Arrogantes Verhalten
  • Neid
  • Mangelndes Einfühlungsvermögen


Was ist Alltags-Narzissmus?

  • Als Alltagsnarzissmus bezeichnet man eine subtile Form des Narzissmus, der in Alltagssituationen auftreten kann. 
  • Er zeichnet sich durch emotionale Abhängigkeit aus, die die Betroffen lange nicht als solche wahrnehmen
  • In Partnerschaften werden die Bedürfnisse des Gegenübers nicht wahrgenommen. Die Bedürfnisse und Befindlichkeiten des Narzissten stehen grundsätzlich im Mittelpunkt – also seine Verletztheit und seine Bedürfnisse. 
  • In solch toxischen Partnerschaften wird erwartet, dass der Partner oder die Partnerin Kompromisse eingehen und sich nach ihm, dem Narzissten richten. 
  • Kontrolle über Entscheidungen: Personen, die an Alltagsnarzissmus leiden, können versuchen, die Kontrolle über Entscheidungen zu übernehmen und ihren Partner:innen ihre Meinung aufzuzwingen
  • Sie erwarten, dass ihre Partner:innen immer ihren Wünschen und Bedürfnissen entsprechen, ohne Rücksicht auf deren Gefühle zu nehmen.
  • Manche Alltags-Narzissten nehmen sich das Recht heraus, die Gefühle des Gegenübers zu interpretieren und festzulegen, wie sie oder er sich fühlt, oder was die andere Person fühlt.

Wie umgehen, wenn du es mit einem Narzissten zu tun hast?

Im ersten Schritt ist es sicher sinnvoll, wenn du dir bewusst wirst, welche Art der Beziehung ihr habt und wie es dir damit geht. Dazu kannst du dir folgende allgemeinen Fragen beantworten:

  • Wie verhält sich die andere Person?
  • Wenn du im Gespräch bist, auf wem liegt der Fokus, die Konzentration?
  • Verteilt sich die Aufmerksamkeit mal auf dich, mal auf den Gesprächspartner? Oder nur auf die andere Person?
  • Werden deine Bedürfnisse gehört, wahrgenommen?
  • Überdenkt er oder sie ihr Verhalten? Gibt es die Bereitschaft zur Veränderung?



Bist du in irgendeiner Form von dem Narzissten abhängig?

  • Ist es dein Chef oder ein:e Arbeitskolleg:in?
  • Im familiären Umfeld: Ist es dein:e Partner:in, das andere Elternteil deiner Kinder oder ein Elternteil von dir?

Welche Auswirkungen auf dein Leben nimmst du wahr?

  • Kannst du den Kontakt zu deinen Freunden oder deiner Familie pflegen, so wie du es gerne möchtest?
  • Fühlst du dich ausgeglichen, wertgeschätzt und auf Augenhöhe mit deinem Gegenüber?
  • Wird deine Sicht der Dinge, deine Wahrnehmung gehört? Oder kennst du Sätze wie: „Nein, das war ganz anders. Das weißt du sicher nicht mehr richtig.“
  • Im Gespräch ist deine Meinung gefragt und dir wird aufmerksam zugehört? Oder hörst du ausschließlich langen Monologen zu?
  • Fühlst du dich selbstbewusst und gestärkt nach dem Kontakt?
  • Schwingt dein Gesprächspartner mit? Oder hast du das Gefühl einfach alleingelassen zu sein mit deinen Sorgen und Anliegen?

Solltest du dir eine Veränderung wünschen, dann führe ein Tagebuch

  • Schreibe die Situationen, über die du stolperst, auf
  • Beschreibe sie genauso, wie du sie wahrnimmst
  • Achte darauf, dies regelmäßig zu tun
  • Schreibe die Auswirkungen auf dein Leben auf
  • Nach vier Wochen setzte dich hin und lies, was du geschrieben hast

Mal dir aus, wie sich dein Leben entwickelt, wenn du so weiter lebst

  • Wie sieht es dann in 4 Wochen, in einem halben Jahr und in einem Jahr aus?
  • Welche Personen sind dann noch in deinem Umfeld?
  • Wie steht es mit deiner Selbstbestimmtheit?
  • Deiner Stimmung, deinen Emotionen?
  • Wenn du Kinder hast: Wie geht es den ihnen?

Die unheilvolle Verbindung zwischen Narzissmus und dem inneren Antreiber „Mach es allen recht“

Narzissten haben ein enorm gutes Gespür für die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen und finden so mit großer Zielsicherheit genau diejenigen raus, bei denen zum Beispiel der Innere Antreiber „Mach es recht“ sehr stark ist.
Das passt natürlich ausgezeichnet zu jenen, die gerne kontrollieren, bewundert werden möchten, die manipulieren und Menschen brauchen, die TUN was sie sagen.
Das Gegenüber, das es recht machen möchte, wird erst spät merken, in welcher Situation es sich wiederfindet.

In vielen zwischenmenschlichen Beziehungen kann diese Dynamik zu einer toxischen Spirale führen. Diese kann sowohl für den Narzissten als auch das Gegenüber verheerende Auswirkungen haben.

Der Narzissmus ist bekannt als eine übermäßige Selbstüberschätzung, ein übertriebenes Streben nach Bewunderung und das Fehlen von Empathie für andere. Ein toxischer Narzisst benötigt jedoch eine spezifische Ergänzung, um sein destruktives Verhalten zu nähren – und das ist der Neurotiker mit dem inneren Antreiber Mach es allen recht“.

Der Antreiber „Mach es allen recht“ treibt die Betroffenen dazu an, ständig die Erwartungen und Bedürfnisse anderer über die eigenen zu stellen. Es ist ein verzehrender Drang, um jeden Preis gemocht und akzeptiert zu werden. Der Neurotiker, der diesen inneren Antreiber hat, findet sich oft in einer unterwürfigen Rolle wieder und ist bereit, seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche aufzugeben, um anderen zu gefallen. Je nach Ausprägung mehr oder weniger.

Hierin liegt die gefährliche Synergie: Der toxische Narzisst, der sich unersättlich nach Bewunderung und Aufmerksamkeit sehnt, findet im Neurotiker mit dem Antreiber „Mach es allen recht“ einen perfekten Partner, der bereitwillig seine eigenen Bedürfnisse hinten anstellt, um die des Narzissten zu erfüllen.

Diese Dynamik führt zu einer unausgewogenen Beziehung, in der der Narzisst die Kontrolle übernimmt und der Neurotiker zunehmend an Selbstwertgefühl und Autonomie verliert.

Es ist von größter Bedeutung, diese ungesunde Verbindung zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um sich daraus zu befreien.

Für den Neurotiker bedeutet dies, sich bewusst zu werden, wie der Antreiber „Mach es allen recht“ sein Leben beeinflusst und welches Opfer er bringt, um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Es erfordert Mut, Selbstreflexion und die Bereitschaft, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu kommunizieren.

Insgesamt ist es wichtig, die Komplexität dieser Dynamik zu erkennen und den Mut aufzubringen, sich selbst und die eigene Rolle zu reflektieren.


In einer Beziehung mit einem Narzissten und unglücklich?

Was kannst du tun?

- Sprich mit einem Außenstehenden über deine Situation 
- Psychologische Hilfe ist diesen Fällen sehr hilfreich. Sie kann dich dabei unterstützen, die Probleme zu bewältigen.
- Vielfach hindern dich deine eigenen Muster daran, einfach auszusteigen. Solltest du an dem Punkt sein und Veränderung wünschen, dann ist die Aufstellungsarbeit eine wunderbare Möglichkeit.  
- So kommst du mit großen Schritten zurück zu dir und einem selbstbestimmten Leben. 

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1 Kommentar

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