#Gespräche führen? Dafür zahlt doch keiner!
Früher dachte ich, es wäre völlig selbstverständlich, sich beim Zuhören in die Fragestellungen anderer reinzudenken. Ich war überzeugt, es gehöre zur gängigen Alltagskommunikation, anderen Fragen zu stellen und gemeinsam mit ihnen auf die Suche nach Antworten zu gehen. Niemals hätte ich mir träumen lassen, wie dankbar Menschen sind, wenn sie einen aufmerksamen Gesprächspartner haben. Jemand, der auf sie eingeht, ihre Themen wahrnimmt. Der die Techniken an der Hand hat, die sie zur Lösung ihrer Fragestellung zu führen. Außerdem durfte ich auch lernen, dass Geld dabei immer das nachrangige Thema ist.
#Soviel Geld steht mir nicht zu
Am Anfang meiner Selbständigkeit habe ich natürlich nach den Preisen der Kolleg:innen geschaut. Dabei bekam ich Schnappatmung. Soviel Geld für eine Sitzung, eine Schulung oder ein Training. Das fand ich fast unanständig. Heute ist mir ganz klar, wieviel es wert ist, wenn ein Burnout verhindert wird. Wenn eine Beziehung geklärt wird. Wenn innere Blockaden weg sind und sich dem Coachee Wege erschließen und neue Möglichkeiten auftun. Wenn an einem Scheidepunkt die Weichen anders gestellt werden und das Leben plötzlich Tag für Tag leichter wird. Dann ist es eine profitable Investition in die Zukunft des Coachees.
#Arbeit muss anstrengend sein
Alles, was nicht anstrengend ist, kann keine Arbeit sein. Dinge, die mir Freude machen und leicht von der Hand gehen, sind keine Arbeit.
Das Problem dabei: Coachen machte mich glücklich. Es ging und geht mir leicht von der Hand. Ergo ist es keine Arbeit und somit hat es auch keinen Wert. So habe ich lange empfunden.
Wie also damit Geld verdienen? Ich hab meine Haltung geändert und den Wert meiner Arbeit erkannt – obwohl sie sich leicht anfühlt.
#Ich muss schnell sein
Diese Überzeugung begleitete mich, bis ich fast 40 Jahre war. Ich war felsenfest davon überzeugt. Das hat in der Schule dazu geführt, dass ich versucht habe möglichst schnell zu lesen. Doch so schnell hat mein Hirn nicht funktioniert. Es sind mir unendlich viele Buchstaben entgangen. Meine Lehrer waren alles andere als begeistert von dem Ergebnis. Was mich zum nächsten Mindfuck geführt hat.
#Die Anderen sind immer besser
Mit diesem Glaubenssatz im Gepäck hatte trotz aller Hürden plötzlich einen Auftrag. Ich sollte Fachkräfte in Kommunikation schulen.
Bums, da war er wider, der Satz mit den negativen Gefühlen. Das volle Paket.
Und was hat er mir ins Ohr geflüstert?
„Du, frag doch einfach XY, die weiß es doch. Sie hat soviel Erfahrung. Wenn du tust, was sie dir empfiehlt, dann kann nix mehr schiefgehen.“
Genau das habe ich gemacht. Obwohl ich zu der Zeit schon einige Schulungen sehr erfolgreich durchgeführt hatte. Nur nicht vor diesem speziellen Fachpublikum.
Also habe ich mir Input geholt und obwohl mir der Tipp irgendwie nicht passend vorkam, habe ich ihn umgesetzt.
Das Ergebnis war verheerend. So eine negative Rückmeldung habe ich weder vorher noch nachher bekommen. Das hat mich gelehrt, dass mein Wissen und meine Erfahrung die Basis meines Erfolgs ist. Und ich darauf sehr wohl vertrauen darf.
#Dafür bin ich nicht genügend ausgebildet
Menschen in emotionalen Ausnahmesituation beizustehen? Dafür bin ich nicht ausgebildet. Das kann ich doch nicht. Diese Sätze haben meinen Start in die Selbständigkeit begleitet.
Meine Ausbildung zur Krankenschwester mit der Fachausrichtung Heimbeatmung, die drei Ausbildungen zur Trainerin für Kommunikation und Coaching, die Traumtherapieausbildung, die Ausbildung zur Fachwirtin für Organisation und Führung, die mehrjährige Berufserfahrung. Die eigene Erfahrung mit dem frühen Verlust eines nahen Angehörigen.
All das befähigt mich nicht anderen Menschen zu unterstützen, die Wendepunkt in ihrem Leben zu bewältigen?
Heute weiß ich wie gut und wichtig es war diese Gefühle zu überwinden. Mein Wissen aus fundierten Ausbildungen und echter Lebenserfahrung einzusetzen und zur Verfügung zu stellen. Meine Kund:innen schätzen genau diese Bodenständigkeit.
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#Erfolge sind selbstverständlich
Es ist doch ganz normal, solche Ergebnisse zu erzielen. Selbstverständlich müssen alle Rückmeldungen gut sein, das erwarte ich doch von mir. Immer, wenn ich von jemanden ein besonderes Lob bekommen habe, war meine erste Reaktion: „Klar, das ist doch selbstverständlich.“ Freude über das Lob? Bitte erst gar nicht aufkommen lassen. Einfach wegschieben und weiter machen. Dass ich damit andere verletzt habe, war mir nicht bewusst. Kein Freudentanz, kein gemeinsames Lachen und keine Feier. Nur ein sprödes: Das ist doch ganz normal. Glücklicherweise konnte ich das ablegen und hab gleich viel mehr Spaß im Leben und meine Umwelt auch. Diese Freude teile ich und so kommt es immer mal wieder zu einem Fest.
#Ich muss es jedem recht machen
Es hat ein paar Erfahrungen gebraucht, bis mir klar wurde, dass damit die Qualität meiner Arbeit sinkt.
Auf Kundenanfragen einzugehen, die aber noch nicht bereit sind für Veränderung, daran kann man sich echt abarbeiten. An der Situation des Coachees verändert sich nichts.
Seit ich mich von dem Anspruch frei gemacht habe es allen recht zu machen, ist der Erfolg in die Höhe geschnellt. Die Menschen, die zu mir kommen, profitieren von meinem Wissen. Ich habe Zeit für sie und die emotionalen Reserven. Das ist nur möglich, weil ich die Zeit und Kraft nicht an Stellen verbrauche, an denen sie keinen Anklang finden.
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